Aufstieg und Niedergang der Firma Felsche
in: Das Süße Herz Deutschlands. Sachsens Schokoladenseite
Begleitband zur Ausstellung im Sächsischen Industriemuseum Chemnitz
27. November 2011 bis 15. April 2012, S. 73-79
Sowohl Aufstieg als auch Fall der Firma sind eng verbunden mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des vergangenen Jahrhunderts. So ermöglichte der Wegfall hindernder Zollschranken, der Einsatz von Dampfmaschinen und die gelockerten Bestimmungen zur Herstellung von Schokolade seit dem beginnenden 19. Jahrhundert einen ersten Schokoladen-Boom in Mitteldeutschland. Und die Felsches waren vorne mit dabei. Sie blieben es auch und produzierten noch im 2. Weltkrieg die begehrten Süßigkeiten, als andere Firmen schon längst Gasmasken oder Haferflocken herstellen mussten. Mit dem Ende des Dritten Reiches und den Veränderung, die sich in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht in der sowjetischen Besatzungszone vollzogen, erfüllte sich auch bald das Schicksal des Familienunternehmens. Im Juni 1952 wurde die „VEB Süßwarenfabrik Felsche“ in Leipzig-Gohlis, Menckestraße, Rechtsnachfolger der Firma Felsche Schokoladenfabrik OHG.
Leseprobe
1890 verkaufte Adolph Schütte-Felsche das traditionsreiche Café mit der angeschlossenen Konditorei und konzentrierte sich fortan auf den Ausbau der Schokoladenfabrik. In kurzen zeitlichen Abständen erfolgte Neubau auf Neubau. Das 1896 erbaute Kesselhausgebäude musste bis 1916 alle zehn Jahre erweitert werden, um der steigenden Dampfnachfrage genügen zu können. Neben Schuppen, Brücken, Tunneln und Kellern entstand 1914 auch ein Kühlmaschinenhaus auf dem Gelände der Firma, die inzwischen etwa 600 Arbeitskräfte beschäftigte.
Bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges verdreifachte sich die verarbeitete Rohkakaomenge gemessen an 1897. Die Mengen der im Formsaal und in der Figurenabteilung gefertigten Produkte stiegen im gleichen Umfang an. Verkauft wurden die beliebten Produkte der Firma Felsche in Leipzig in eigenen Läden des Unternehmens, um, wie es hieß „einen Teil der Erzeugnisse zu Kleinverkaufspreisen umzusetzen“. Einer der Läden befand sich 1925 in der Grimmaischen Straße und damit in bester Innenstadtlage, der andere bot die Produkte direkt neben der Fabrik in der Menckestraße 35 an.