C. H. Müller
150 Jahre Tradition und Innovation
“Ich möchte Ihnen sagen, dass die Chronik sehr gut gelungen ist und von allen begeistert gelobt wird, denen wir sie bisher in die Hand gegeben haben. Zum 175 jährigen buchen wir Sie wieder!” Thomas Porst, Seniorchef der C. H. Müller GmbH
Meine Leistungen
Die Chronik basiert auf den hervorragend erhaltenen und beispielhaft geordneten familien- und firmengeschichtlichen Unterlagen des Unternehmens, die mir für meine Arbeit im Büro zur Verfügung gestellt wurden. Regionalgeschichtliche Forschungen im Stadtarchiv Reichenbach sowie ergiebige und gleichermaßen anregende Gespräche mit Zeitzeugen vor Ort lieferten mir zusätzliches Material für meine Arbeit am Text. Nach Bildauswahl und -zuordnung erfogte der Drucksatz durch Peter Männig. Pünktlich zur ersten Festveranstaltung lagen die hochwertigen Chroniken vor.
Leseprobe
Die Flucht
Nach den Schrecken der Naziherrschaft war es sowohl Hans Porst als auch seinem Schwiegersohn Otto Schweickert ein ehrliches Bedürfnis, mit ihrem persönlichen Engagement dazu beizutragen, dass sich Ähnliches nicht wiederholen dürfe. Besonders Otto Schweickert war als Mitbegründern der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) politisch aktiv.
Anfang der Fünfziger Jahre verschärfte sich die wirtschaftliche und die politische Situation in der DDR immer mehr. Die drei Inhaber von C. H. Müller hatten bisher versucht, ihr Unternehmen als konservativen Familienbetrieb im sozialistischen Umfeld fortzuführen. Dass sie sich liberalen Grundsätzen verpflichtet fühlten, war kein Geheimnis und ließ nun die Personen und das Unternehmen deutlicher in den Fokus der Behörden geraten, als ihnen lieb war.
Am 10. Mai 1953, dem 27. Geburtstag Hans-Heinrich Porsts, verbreitete sich die Nachricht, dass die Verhaftung der Inhaber unmittelbar bevorstünde. Überstürzt flüchtete die Familie über West-Berlin in die Bundesrepublik. Den acht Wochen alten Sohn Thomas nahmen seine Eltern in der Reisetasche mit.
In den folgenden Monaten versuchten die Inhaber, sich in Süddeutschland eine neue Existenz aufzubauen und quasi die Firma C. H. Müller im „Exil“ zu gründen. Schließlich standen die Kommanditgesellschaft und auch das private Grundstück der Familie im heimischen Reichenbach inzwischen unter staatlicher Treuhandschaft.
Ein Grundstück in Süddeutschland war bald gefunden, erste Kreditzusagen machten Hoffnung und doch ging der Blick, besonders der Herren Porst, immer wieder Richtung Osten, beobachteten sie ganz genau, was in der Folge des gescheiterten Aufstandes vom 17. Juni in der DDR geschah.
Die zaghaften Zeichen einer Demokratisierung, die nach Stalins Tod sichtbar wurden, machten neue Hoffnung und als der Präsident der Volkskammer, Professor Johannes Dieckmann, der nicht nur der Vorsitzende der LDPD, sondern auch ein persönlicher Freund von Hans Porst war, den Inhabern die Rückgabe ihres wirtschaftlichen und privaten Vermögens zusicherte, entschloss sich Hans Porst zur Rückkehr. Allerdings erwartete er, dass mindestens einer der Juniorchefs ihn begleiten und bei der Leitung der Firma unterstützen sollte. Heini Demmrich, der erfahrene Hauptbuchhalter, stand in Reichenbach schon bereit.
Otto Schweickert lehnte eine Rückkehr in die DDR aus persönlichen und politischen Gründen ab. Er blieb mit seiner Familie in der Bundesrepublik und etablierte sich hier nach verschiedenen beruflichen Stationen mit einer Druckerei.
Hans-Heinrich Porst jedoch, seine Frau Jutta und der kleine Thomas kehrten nach Reichenbach zurück. Gemeinsam mit Hans Porst leitete der Sohn das Unternehmen bis zum Tod des Seniors.