Geschichte der Süßwarenindustrie der DDR
Die Monografie schildert einen Industriezweig im Spannungsfeld zwischen Rohstoffknappheit, staatlichen Planvorgaben, Versorgungsengpässen und innovativen Entwicklungen.
Das Augenmerk gilt dabei stets den Menschen, die in diesem Industriezweig beschäftigt waren.
Aspekte der spezifischen Beschäftigungsstruktur und der Ausbildung werden ebenso beleuchtet wie der Arbeitsalltag in den Betrieben.
Meine Leistungen
An der ausführlichen Darstellungen eines ganzen Industriebereiches arbeitete ich etwa 12 Monate. Ich übernahm die komplette Archiv- und Bibliotheksrecherche, führte Fachinterviews mit MitarbeiterInnen, Leitungspersonal, Betriebs- und Kombinatsdirektoren sowie VertreterInnen von Forschungseinrichtungen. Ich recherchierte nach Bildern und übernahm die komplexe inhaltliche und stilistische Arbeit am Text.
Leseprobe
Ohnehin stand die Süßwarenindustrie an der Spitze beim Export von Nahrungs- und Genussmitteln und stellte so einen wesentlichen Teil der Mittel bereit, die für den Einkauf von Rohstoffen zur Verbesserung der Lebensmittelversorgung im Inland aufgewendet wurden. Die ersten Süßwarenlieferungen erschienen bereits 1955 auf dem westdeutschen Markt. Das Interzonenabkommen von 1951 hatte die Zuckerwaren explizit einbezogen, und fortan fanden sich Dragee-Ostereier, Hart- und Weichkaramellen, Dragees und Geleeartikel aus DDR-Produktion in Handelsketten und auch Süßwarenfachgeschäften der BRD. Der überwiegende Teil der Hartkaramellen für die Karnevalshochburgen in der Bundesrepublik kam Jahr für Jahr aus den Betrieben der DDR. Möglich wurde dies, weil die DDR ihren Zucker zum größten Teil aus Kuba importierte und der Weltmarktpreis sehr niedrig war. In der Europäischen Union lag der Interventionspreis für Zucker wegen der Subventionierung der westeuropäischen Landwirtschaft um ein Vielfaches höher, so dass Zuckerwaren und vor allem einfache ungefüllte Hartkaramellen in der DDR ungleich preiswerter hergestellt werden konnten als beispielsweise in der Bundesrepublik. Das gleiche galt für Fondantmasse, die ebenfalls in großen Mengen nach Westdeutschland exportiert wurde. In einigen der dortigen rohstoffherstellenden Betriebe ging man sogar dazu über, die Zutaten der aus der DDR gelieferten kakaohaltigen Grundmassen wieder voneinander zu trennen, um den Zucker verkaufen zu können. Trotz der vergleichsweise hohen Aufwendungen lohnte sich dieses Geschäft.