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Schön, dass Sie hier hereinlesen!
Auf dieser Seite erzähle ich in der Hauptsache etwas über ausgewählte Bücher. Gern haben sie etwas mit meinen Hobbies zu tun. Schauen Sie doch einmal!
Sylvia Schaab, Es geht auch ohne Plastik: Die 30-Tage-Challenge für die ganze Familie!
München 2019
broschiert, 288 Seiten, 12,00 €
Kennen Sie dieses miese Gefühl, wenn der gelbe Sack nach dem Wochenendeinkauf mal wieder genauso voll ist, wie der Kühlschrank und sich umgekehrt proportional in den folgenden Tagen aufs Neue füllt, während die Vorräte selbst zur Neige gehen. Eine Zeitlang kann man sich vielleicht erfolgreich damit beruhigen, dass all die Umverpackungen, die Tetrapacks, Frischkäsedosen und Käseverpackungen recycelt werden, aber seien wir ehrlich, ein merkwürdiger Beigeschmack bleibt. Und das zu Recht! Weniger als die Hälfte der gesammelten Plastikverpackung wird tatsächlich recycelt, der Rest wird verbrannt, häufig allein deshalb, weil die Verpackungen aus einem Materialmix bestehen, der sich nicht in seine Einzelteile zerlegen lässt (Getränkekartons) oder durch uns als Verbraucher nicht zerlegt wird. Dass der Aludeckel getrennt vom Joghurt-Becher in die gelbe Tonne gehört, um beides verwerten zu können, war mir vollständig neu.
Die Augsburger Journalistin und Autorin Sylvia Schaab hat diese und viele weitere Fakten zum Thema Plastik recherchiert und unterhaltsam aufbereitet. Von den Auswirkungen auf die Umwelt über Gefahren für die Gesundheit bis hin zu Plastikfallen im Haus, konkreten Alternativen für Produkte und Tipps zum plastikfreien Einkauf findet sich in ihrem Buch auch eine praktische 30-Tage-Challenge für mehr Nachhaltigkeit im Alltag.
Weiterhin besticht der Band durch exzellent recherchierte Hintergrundinformationen, praktische Tipps und besonders durch eine unaufgeregte und vor allem undogmatische Herangehensweise. Seien Sie gelassen, ist einer der wichtigsten Grundsätze, der im Alltag die allmähliche Abkehr von Kunstoffen begleiten darf. Nicht alles muss (sofort) umgestellt werden, schon das Beginnen lohnt. Und wenn man einmal angefangen hat, erhöht sich die Aufmerksamkeit von selbst, beginnt das Hinterfragen, das Umdenken und wird Veränderung möglich.
Mein Exemplar (durchgelesen an einem Tag) ist inzwischen voller Anstreichungen. Damit habe ich unter anderem gekennzeichnet, was ich besorgen will (Edelstahltrinkhalme habe ich mir gleich im Unverpacktladen geholt. Die sind wirklich edel!) und was ich selbst herstellen will (Sauerrahm, Hafermilch, Waschpulver).
Dank der Fülle an Informationen und Beispielen fühle ich mich bestens gerüstet auf dem Weg zu weniger Plastik und mehr Nachhaltigkeit.
Philadelphia, Kulinarische Reise mit Mirko Reeh: Philadelphia und Countryside von seiner kulinarischen Seite
Mirko Reeh und Barbara Stromberg, Frankfurt 2019
155 Seiten, 14,90 €
Bestsellerautor, Restaurantchef und Koch Mirko Reeh lädt kulinarisch nach Philadelphia ein, in die Stadt der brüderlichen Liebe, in der sich vor mehr als 230 Jahren kluge Menschen zusammensetzten, um die Verfassung zu schreiben und das Dasein als europäische Kolonie abzustreifen. Gemeinsam mit ihm erleben wir nicht nur die besondere Architektur der größten Stadt in Pennsylvania, sondern auch historische Momente; ist doch keine andere Stadt so eng mit dem Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verbunden. Dass sich hier das älteste Restaurant der Vereinigten Staaten befindet, eröffnet 1773, passt bestens ins Bild. Dass es dort unter einem deutschen Chefkoch heute auch traditionelle Schwarzwälder Gerichte gibt, vielleicht auf den ersten Blick eher nicht. Doch eine Stadt, in der aus „Schmiererei“ Straßenkunst wird, und in der man mit der Weinflasche in der Handtasche sogar in Bars und Restaurants willkommen ist, scheint weltoffen im allerbesten Sinne. Was sie außerdem auszeichnet und wirklich besonders macht, erfahren wir in spannenden, informativen und mehr als unterhaltsamen Texten aus der Feder von Barbara Stromberg.
Neben fast allen denkbaren Gerichten aus der ganzen Welt – Stichwort: Weltoffenheit – gibt es auch einige lokale Favoriten, wie Cheesestaek, ein weiches Brötchen gefüllt mit geschmolzenem Käse und Rindfleischstückchen, Scrapple – aus dem Inneren roher Schweinswürste und Maismehl – oder Brezeln. Diese und viele andere Rezepte hat der Koch für uns getestet, gesammelt, mit Zubereitungs- und Verzehrtipps versehen und auf 155 Seiten gepackt. So können Leserinnen und Leser, wann immer sie wollen, zumindest kulinarisch an die Ostküste reisen.
Suppen – Rund um die Welt
Mirko Reeh und Barbara Stromberg, Frankfurt 2018.
148 Seiten, 14,90 €
Was für eine charmante Idee von Mirko Reeh, die geneigte Leserschaft, interessierte Kochbegeisterte und vor allem Genießerinnen und Genießer mit Suppen durch die Welt zu führen!
Frei nach dem Motto: Gute Suppen kommen nicht aus der Tüte, sondern aus aller Herren Länder.
Allerdings empfehle ich sehr dringend, nicht sofort zu den Rezepten zu blättern, sondern sich Zeit für die vorangestellten historischen Suppenbetrachtungen zu nehmen. Diese sind nicht nur akribisch recherchiert und mit dem einen oder anderen wirklich überraschenden Fun Fact garniert, sondern ein weiteres Mal unnachahmlich humorvoll getextet von Barbara Stromberg. Beispiel gefällig?
Thema Blutsuppe der Spartaner: „Ich kann mir vorstellen, dass man nach einem solchen Mahl das Bedürfnis hat, wie im Rausch auf einen Gegner einzudreschen.“
Das erste der Rezepte ist dann auch tatsächlich eines, dem man im Zweistromland um 1700 v. Chr. Ziegenblut zugegeben hat. Im 21. Jahrhundert wird die wahrscheinlich älteste Suppe der Welt vermutlich ohne diese Zutat auskommen (müssen).
Ansonsten finden sich, angefangen von urdeutschen Kartoffelsuppen über spanisches Gazpacho, Borschtsch- und Soljanka, neben Bouillabaisse und Mulligatawny Soup (der Fun Fact wird an dieser Stelle nicht verraten) viele überraschende Kombinationen, wie Kokos-Lauchsuppe oder die australische Karotten-Mandarinen-Suppe.
Wie immer bei Mirko Reeh ist auch dieses Kochbuch eines mit ganz viel Mehrwert, erzählt es doch die Menschheitsgeschichte quasi löffelweise.
Abschiednehmen. Lausitzroman
Hartmut Zwahr
Markkleeberg 2018.
412 Seiten, 19,80 €
Keiner meiner Hochschullehrer hat mich so sehr geprägt, wie Prof. Zwahr. Alles, was ich als Historikerin heute kann und bin, verdanke ich im Grunde ihm. Deswegen bin ich froh und glücklich, ihn bei der diesjährigen Buchmess anlässlich seiner Buchvorstellung getroffen zu haben. Eine Woche später ist das Buch ausgelesen und hier kommen meine Eindrücke:
Der Lausitzroman des Leipziger Sozialhistorikers Hartmut Zwahr macht es seinem Publikum auf den ersten Blick nicht leicht und zwingt die Leserin, genau hinzuhören, um zwischen Rückblenden, Einschüben, Beschreibungen und wörtlicher Rede nicht den Überblick zu verlieren. Sich auf den Duktus einzulassen, lohnt sich jedoch unbedingt!
Bereit, das Tempo zu drosseln, steht dem besonderen Lesevergnügen nichts im Wege und man taucht ein in eine Zeit und eine Welt, die bisher aus Erzählungen leidlich bekannt schien. Zwahr gelingt es, das Überleben in Kriegs- und Nachkriegszeit auf eine Art und Weise darzustellen, die die Leserin und den Leser gefangen nehmen, erzählend, weniger beschreibend, schon gar nicht belehrend.
Die Übersicht der Familien und Personen am Ende des Buches wäre an dessen Beginn freilich besser aufgehoben gewesen, denn lesen sollte man sie tunlichst bevor man sich auf die Familien und ihre Geschichten einlässt – und selbst dann, wird man hin und wieder zurückblättern und nachschauen wollen.
Apropos zurückblättern, für mich ist „Abschiednehmen“ eines der Bücher, nach dessen Lektüre ich den Wunsch habe, sofort noch einmal von vorn zu beginnen. Vielleicht tue ich das sogar und überbrücke damit die Zeit bis ich die Fortsetzung, den Studentenroman „Leipzig“, in der Hand halte.
Blüten-Genuss für Tafel und Teller
Rezepte und Deko-Ideen mit Blüten aus meinem Garten
Anja Klein und Andreas Lauermann
BLOOM´s GmbH, Ratingen 2019
152 Seiten
24,90 €
Dieses zauberhafte Buch macht gute Laune. Autorin Anja Klein, die nicht nur leidenschaftliche Gärtnerin ist, sondern auch über ein bemerkenswertes Händchen für stimmungsvolle Dekorationen verfügt, stellt auf 152 Seiten zehn essbare Blüten vor. Dabei werden kulturhistorische Aspekte ebenso leicht behandelt, wie praktische Anzucht- und Pflanztipps und natürlich Zubereitungsvorschläge. Geschichten aus dem Schrebergarten wechseln sich ab mit Rezepten, mit Bastelideen, mit kleinen wissenswerten Details und unfassbar großartigen Bildern. Für diese zeichnet mit Andreas Lauermann ein Fotograf verantwortlich, der dem Gartenvirus ebenso wie seine Frau und Autorin Anja Klein verfallen zu sein scheint. Mit einem ganz besonderen Blick und höchster Professionalität setzt er Pflanzen, Speisen und Dekorationen auf eine außergewöhnlich stimmige Art ins Bild, die im Verein mit den Texten dazu führt, dass man dieses Buch immer wieder gern zur Hand nimmt. Es ist einfach das, was man ein schönes Buch nennt. Selbst wenn man weder gärtnert noch kocht, wird man sich seinem Reiz nicht entziehen können. Da ich beides überaus gern tue, war es eine Frage von wenigen Sekunden bis ich ihm völlig verfiel.
Passend zu den Blütenfarben von Rot, wie die Kamelie, über studentenblumengelb und veilchenblau bis zum Lila von Astern und Dahlien ist jedem einzelnen Kapitel eine Farbe zugeordnet, ein Schema, dass sich bis zur Farbgebung der Seitenzahlen fortsetzt und dieses Buch ein weiteres Mal so harmonisch wirken lässt und richtig viel Lust auf Gärtnern, Kochen und Dekorieren macht.
Die Rezepte selbst sind bis auf einige Ausnahmen vielleicht nicht unbedingt für Kochanfängerinnen, aber Mensch wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben. Die Bandnudeln mit Ringelblumen und Borretsch, die den Titel zieren, sind auf jeden Fall um ein Vielfaches schneller gegessen, als gemacht. Ausprobieren werde ich sie, wenn in meinem Schrebergarten die Zutaten erntebereit sind. Für die Nicecreme im Tulpenbecher habe ich bereits Bananen zur Seite gelegt, Tulpen gibt es schließlich auch jetzt schon. Außerdem keimen auf der Fensterbank seit kurzem die Studentenblumen für die Paletas – ein selbstgemachtes Eis am Stiel, die ich im Sommer kosten will. Vielleicht habe ich ja dann auch endlich das Projekt „Kräuterspirale“ erfolgreich abgeschlossen, das ich schon ewig vor mir herschiebe und jetzt, mit der Schritt-für-Schritt-Bauanleitung in Angriff nehmen werde. Focaccia mit Kräuterblüten und Shortbread mit Blütendeko sollten als Ansporn genügen.
Blüten-Genuss ist viel mehr als nur ein Kochbuch. Es ist Gartenbuch, Geschichtenbuch, Sachbuch und Bilderbuch in einem!